Aktuelles

19. Jahrestagung der „Lebensborn“-Kinder in Deutschland

Am 2. und 3. Juni fand in Wernigerode die Jahrestagung 2023 statt. Durch das voranschreitende Alter und die damit eingeschränkte Mobilität oder auch akuter Erkrankungen einiger unserer Mitglieder war die Teilnehmerzahl etwas kleiner, als in den Jahren zuvor. Andererseits haben neu Interessenten den Weg zu unserer Gemeinschaft bzw. zur Jahrestagung gefunden. Es hat sich erneut gezeugt, welchen hohen Stellenwert das damit verbundene Treffen für „Lebensborn“-Kinder und deren Angehörige hat. Dem entsprechend wurde auch gerade der geselligen Teile am Freitag und Samstag entsprechend Raum geboten.

Nach der Eröffnung hielt Wolfgang Schilling erneut einen sehr interessanten Vortrag über die NAPOLA‘ s im Harz. Er enthielt sehr viele, neue Informationen und eine große Anzahl persönlicher Berichte, die der Vortragende im Kontakt und persönlichen Gesprächen mit ehemaligen Schülern dieser Einrichtungen erhielt.

Am Samstagnachmittag wurde von Frau Prof. Dr. Moré das Buch „Nicht in meiner Familie“ von Roger Frie vorgestellt. Von besonderer Bedeutung waren dabei die Hintergrundinformationen auch der eigenen Familie sowie den persönlichen Erlebnissen des Autors. Dieses Buch ist ein besonderes, weil es darin gelungen ist den Schmerz und das Leid der Deutschen anzuerkennen, ohne dabei die unvorstellbaren Leiden und Schmerzen der Opfer des deutschen Terrors zu vergessen. Frie lässt den Leser an den psychischen Prozessen bei der Selbsterforschung und Selbstreflexion teilhaben. Er begibt sich auf die Suche nach einer ‚gelebten historischen Wahrheit‘ in sich selbst, nach der Wahrheit seines geliebten Großvaters mütterlicherseits, eines Mitglieds der Nazi-Partei, und dessen Komplizenschaft bei den Verbrechen des Nazi-Regimes. So war es weniger verwunderlich, dass sich anschließend eine lebhafte Diskussion entwickelte. Obwohlfür die Besucher der Veranstaltungen kein Eintritt erhoben wurde und am beiden Tagen die Möglichkeit bestand, Bücher zu erwerben, blieben so manche Stühle leer.

Die umfangreiche und rechtzeitige Informationen der Medien wurde insbesondere von der Regionalpresse nicht veröffentlicht und schlichtweg ignoriert. Umso erfreulicher ist der Fakt, dass der Offene Kanal die Veranstaltungen mitschnitt und der Mitteldeutscher Rundfunk mit einem Hör- und einem Filmbeitrag von der Tagung berichteten. Es wird künftig zu überlegen sein, wie aus eigener Kraft eine Werbung vor Ort organisiert werden kann, um die Angebote in größerem Umfang zu unterbreiten.

 

 

Nachruf

Wieder heißt es Abschied nehmen: der Verein trauert um eines seiner Gründungsmitglieder.
Am 28.12. verstarb nach kurzer schwerer Krankheit Ulrich Wesch.

                                                                                                               Ulrich Wesch
                                                                                                               19.05.1943 – 28.12.2022

                                                                               Aufnahme: Wernigerode, November 2006

Ulrich Wesch wuchs in der damaligen DDR auf. Bereits mit 35 Jahren begann er nach seinen wahren biologischen Wurzeln zu suchen.  Seine Anfrage an das Wernigeröder Standesamt 1975 wurde nicht beantwortet. Dies führte dazu, dass seine Aktivitäten von der Staatssicheheit und den anderen Sicherheitsorganen der DDR misstrauisch beobachtet wurden und man ihm schließlich zu verstehen gab, dass er seine Nachforschungen einstellen solle.
Der „Lebensborn“ sei ein faschistischer Verein gewesen und die Unterlagen seien alle vernichtet. Doch das ließ ihm keine Ruhe. Unmittelbar nach dem Herbst 1989 nahm er seine Nachforschungen wieder auf und wandte sich u. a. an den Landkreis Wernigerode. Auch hier stieß er zunächst nicht auf die erwartete Hilfe, konnte aber zumindest 1999 seinen Geburtsort sehen und fand sich in dem Kreißsaal wieder, in dem er 1943 das Licht der Welt erblickte. Weitere Nachfragen, auch im Bundesarchiv Berlin, führten dann doch noch zur Mutter. Sein Schicksal, vor allem durch einen Film des ZDF/mdr bekannt geworden, war einer der wichtigen Impulse für Geschichtsinteressierte aus Wernigerode, die Ereignisse des „Lebensborn“ nicht nur in Wernigerode aufzuarbeiten und den Betroffenen zu helfen. Insofern war seine Suche einer der Impulse, der zur Sonderausstellung im ehemaligen „Lebensborn“-Heim „Harz“ in Wernigerode und in dessen Folge zur Gründung unseres Vereins im November 2005 führte. Sein Engagement bleibt für uns unvergessen.
Unsere Gedanken sind in diesen Stunden bei seiner Familie.

 

 

Nachruf

Der Verein „Lebensspuren e.V. trauert um ein weiteres Gründungsmitglied.
Am 02.11.2022 ist Folker Heinecke verstorben.

                                                                                                               Dr. Folker Heinecke
                                                                                                               17.10.1940 – 02.11.2022

                                                                               Aufnahme: Wernigerode, November 2006

Wie viele „Lebensborn“-Kinder hat lange Folker nach seinen Eltern gesucht. Im Ergebnis seiner intensiven Recherchen gelang es ihm, zumindest bruchstückhaft seine Biografie zu ergründen. Für seine Recherchen in etlichen Archiven und Behörden investierte er unglaublich viel Zeit und Geld. Die Suche nach seinen biologischen Wurzeln führte ihn nach Alnova, einem kleinen Ort nordwestlich von Simferopol auf der Halbinsel Krim. Sein wahrer Geburtsname, so erfuhr er, war Alexander Litau und seine biologischen Eltern Ukrainer. Dort wurde er von der SS im Elternhaus geraubt.Er kam in mehrere Einrichtungen des „Lebensborn“. So war er im Heim „Pommern“ sowie im Kinderheim „Sonnenwiese“ in Kohren-Sahlis Schließlich wurde Folker in eine wohlhabende Hamburger Familie vermittelt, die ihn dann auch adoptierte. Auch wenn er immer wieder unterstrich, dass es ihm in seiner Hamburger Familie gut ging, so merkte er doch, dass etwas nicht stimmte. Und letztlich bedrückte es ihn auch sein Leben lang, seine wahren Eltern nie kennengelernt zu haben.
Auf seiner Suche nach seiner Familie und seiner Herkunft hat er einen Glasbehälter mit der Erde seines vermutlichen Heimatortes mit nach Hamburg genommen und hatte diesen auf seinem Schreibtisch stehen.
Folker war einige Zeit lang auch Mitglied des Vorstandes unseres Vereins und hat seit dem ersten Tag an den Verein unterstützt. Sein Tod ist ein weiterer Verlust für unseren Verein. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

 

18. Jahrestagung 2022 der „Lebensborn“-Kinder in Deutschland

Aufgrund der Entwicklung der Corona-Pandemie musste die für den Zeitraum 06.-08. Mai 2022 geplante Tagung auf die Zeit vom 21. bis zum 23. Oktober inverschoben werden. Die Teilnahmerzahl lag unter der, die der Verein erwartet hatte. Doch gesundheitliche Probleme und altersbedingt eingetretene Mobilitätseinschränkungen führten dazu, dass leider nicht alle teilnehmen konnten. Dennoch war es eine gelungene Tagung mit interessanten Angeboten. Vor allem wurde bei dieser Tagung der öffentliche Teil erheblich ausgeweitet.

Vor der offiziellen Eröffnung der Jahrestagung fanden wieder Schülerforen mit „Lebensborn“-Kindern statt. In diesem Jahr kamen unsere Zeitzeugen mit Schülern des Gymnasium Stadtfeld sowie der Europaschule Sekundarschule „Johann Wolfgang von Goethe“ Ilsenburg. Da die Ilsenburger Schule derzeit umgebaut und deren Schüler in mehreren Ausweichräumen unterrichtet werden, fand dieses Schülerforum in der Mahn und Gedenkstätte Wernigerode statt.

So wurde schon am Freitagabend, 17.00 Uhr im Innovations- und Gründerzentrum sein sehr interessanter öffentlichen Vortrag angeboten. Frau Prof. Dr. Heide Glaesmer von der Leipziger Universität stellte erste Ergebnisse des TESTIMONY-Projektes vor. Unter dem Titel „Erfahrungen ehemaliger Heimkinder der DDR und deren heutige psychische Gesundheit“ gab sie einen tiefen Einblick in den Umgang mit den Kindern in den verschiedenen Kinderheimen, vom Spezialheim bis zum Jugendwerkhof.
Zwischen 1949 und 1989 waren etwa eine halbe Million Kinder und Jugendliche in den über 440 Heimen und Jugendwerkhöfen der DDR untergebracht, viele von Ihnen in mehreren Einrichtungen. Die Gründe für eine Einweisung waren vielfältig, darunter Kindeswohlgefähr-dung, Krankheit oder Tod der Eltern, aber gerade bei Jugendlichen konnte auch „unangepasstes Verhalten Grund für eine Einweisung sein. Die Einweisung und auch die häufigen Wechsel der Institutionen stellen wiederholte Abbrüche von Beziehungen und Bindungen und einen Verlust sozialer Bezüge dar. Im Testimony-Projekt der Universität Leipzig wurden über 270 ehemalige Heimkinder zu ihren Erfahrungen und ihrem Umgang mit diesen befragt. Viele berichten über negative Erfahrungen, aber es gibt auch Studienteilnehmende, die die Heimunterbringung positiv erlebten. Häufig werden Missbrauchs- und Vernachlässigungserfahrungen sowohl außerhalb des Heimes als auch in den Heimen berichtet. Viele der Befragten leiden noch heute unter psychischen Belastungen. Die Erfahrungen und die wiederholten Bindungsabbrüche spiegeln sich auch im erwachsenen Beziehungserleben vieler Betroffener wider.

Am Samstagnachmittag wurde in der Remise des Kunst- und Kulturvereins Wernigerode ein slowenisches Dokumentationsprojekt vorgestellt, welches noch nicht ganz abgeschlossen ist. Darin stehen geraubte Kinder aus Slowenien im Mittelpunkt. Das nationalsozialistische Reich hat zwischen 1941 und 1945 in vielen Ländern Europas, Kinder geraubt und diese einer Umerziehung unterzogen, um das deutsche Volk zahlenmäßig zu erweitern.

In der anschließenden Podiumsdiskussion, bei der sich Kinder verschiedener Betroffenheit („Lebensborn“-kind, Besatzungssoldatenkind und ein in der DDR gestohlenes Kind) vorstellten, verwies eingangs der Moderator, Dr. Georg Lilienthal darauf, dass es immer wieder zwangsweise staatlich angeordnete, gewaltsame Trennungen von Kindern und Eltern gab und auch gegenwärtig, so z. B. in der Ukraine gibt.

Die Informationsveranstaltung am Sonntagvormittag, den 23. 10.2022 in der Remise boten Bücher und Filme zum Thema „Lebensborn“ die Möglichkeit, sich hier anhand von Büchern und Filmen darüber zu informieren, wie bisher die mediale Darstellung des „Lebensborn“ – Themas erfolgte. Von der Möglichkeit, Bücher käuflich zu erwerben, wurde Gebrauch gemacht.
Die historische Stadtführung war eine Wanderung von der Unterengengasse über die Salzbergstraße, den Humboldtweg, den Brocken-weg und die Forkestraße führte an Häusern vorbei, die einen direkten Bezug zum „Lebensborn“ in Wernigerode hatten. Trotz der einein-halb Stunden war diese sehr kurzweilig und brachte den Teilnehmern so manche neue Erkenntnisse.

Leider blieb die Resonanz in der Öffentlichkeit hinter den Erwartungen zurück. Trotz Plakatwerbung mit Unterstützung der Wernigeröder Tourismus Gesellschaft waren nur wenige interessierte Besucher dabei, obwohl die Veranstaltungen mehr Besuch verdient hätten. Zumindest der Offene Kanal Wernigerode war zu allen Terminen erschienen und machte ausführlich Aufnahmen.
Ein Grund der geringen Wahrnehmung ist in der Arbeit und Verantwortungswahrnehmung die regionale Tagespresse zu sehen. Wie schon in den letzten Jahren wurde trotz mehrseitiger Presseerklärung des Vereins weder durch den mdr, noch die Volksstimme auf die Veranstaltungen hingewiesen oder gar über diese berichtet.

 

 

 

Nachruf

Kurz vor dem Jahrestreffen, am 28.09.2022, traf die Nachricht vom Ableben Uschi Jaeckels beim Vorstand ein. Auch wenn der Tod für sie eine Erlösung eines langen Leidens gewesen sein dürfte, so hat uns ihr Tod dennoch tief betroffen gemacht. Sie war eines der 33 Gründungsmitglieder unseres Vereins.

Am 01.02.1942 in Steinhörig geboren, verbrachte sie die nachfolgenden Wochen und vielleicht Monate im Kinderheim des Lebensborn in Kohren-Sahlis bei Leipzig. Die Mutter mochte sie von ihrer Geburt an bis zu ihrem Tode nicht, und hat sie ein Leben lang spüren lassen, dass sie ungewollt auf der Erde war. Eine Stütze hingegen war ihr Stiefvater der ihr oft beigestanden hat und ihr immer wieder Mut machte, das Leben zu meistern. So hat sie ihren Platz im Leben gesucht und scheinbar auch gefunden. Sie übte einen verantwortungsvollen Job bei IBM aus. Doch im Inneren blieb sie zerrissen. Ihr ganzes Leben lang wurde sie über die Umstände ihrer Geburt belogen, selbst das Geburtsdatum stimmte nicht. Erst im Jahre 2014, im Rahmen des Jahrestreffens in Arolsen, fand sie im dortigen Archiv die zutreffenden Angaben und Informationen heraus. Völlig aufgelöst die Wahrheit schwarz auf weiß hielt sie die entsprechenden Belege in ihren eigenen Händen. Diese Begebenheit hat alle vor Ort anwesenden Mitglieder unseres Vereines doch sehr erschüttert.

Durch eine Erkrankung des Bewegungsapparates war sie in ihrer Mobilität immer mehr eingeschränkt und geriet zunehmend in die Einsamkeit.  so konnte sie seit 2015 nicht mehr zu den Jahrestreffen anreisen. Mit umfangreicher Kommunikation in viele Richtungen, trat sie der drohenden Vereinsamung entgegen. Der letzte Mailkontakt mit dem Vorstand war am Mitte September 2022. Die Folgeerkrankungen machten sie körperlich hilflos. Im September 2022 ging sie schließlich in ein Hospiz, indem sie am 27.09., nach nur fünf Tagen verstarb. Im Rahmen des Jahrestreffens wurde mit einer Trauerminute ihrer gedacht. 

 

 

17. Jahrestreffen der „Lebensborn“kinder in Deutschland in Wernigerode

Vom 22. bis zum 24. Oktober 2021 fand in Wernigerode  das 17. Jahrestreffen der „Lebensborn“kinder in Deutschland in Wernigerode statt. Mit einer würdigen Eröffnungsveranstaltung wurden zunächst nach einer zweijährigen Corona bedingten Zwangspause die Teilnehmer begrüsst und anschließend mit einem kleinen Rückblick auf das 15jährige Vereinsjubiläum zurückgeschaut. Das Jubiläum konnte 2020 nicht begangen werden. Es gab einige Ehrungen für Mitglieder sowie Unterstützer des Vereins. Schirmherr des Treffens war in diesem Jahr der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Herr Dr. Reiner Haseloff. Da er leider aus terminlichen Gründen nicht anwesend sein konnte, hatte er eine Videobotschaft übersandt. Die Übernahme der Schirmherrschaft durch ihn ist für den Verein eine Anerkennung des Engagements in den zurückliegenden Jahren. Zu Gast waren in diesem Jahr auch zwei Vertreter der Vereinigung „Distelblüten – Russenkinder ind Deutschland“ sowie drei Mitglieder der  „Interessengemeinschaft der gestohlenen Kinder in der DDR“. Beide gestalteten  inhaltlich die Veranstaltungen. Insbesondere zu der Samstagsveranstaltung in der Remise „Gestohlene Lebenszeit“ hatte der Verein wieder die Öffentlichkeit einladen wollen. Doch leider wurde in diesem Jahr durch die lokalen Medien nicht auf die Veranstaltung hingewiesen. Nur durch Mund zu Mund Propaganda und Plakate konnten Interessierte von der Veranstaltung erfahren. Diese war dann gut besucht und es blieben lediglich zwei Stühle leer. Für den Verein ein Beleg für das Interesse an diesem in der breiten Öffentlichkeit noch recht unbekannten Thema. Für die Besucher öffnete sich ein anderer neuer Blick auf die in der DDR propagierte Kinderfürsorge und Bild der glücklichen Familie als wichtiger Schwerpunkt gesellschaftlicher Entwicklung in der DDR.
Im Rahmen der Treffens haben die Mitglieder wichtige Entscheidungen für die Zukunft des Vereins diskutiert und getroffen. Der Verein wird ausgehend von seinen Erfahrungen bei der Identitätssuche, gegenseitigen Hilfe bei der Verarbeitung gewonnener Erkenntnisse und geschichtlichen Aufarbeitung sich anderen Betroffenengruppen öffnen, bei denen es auch zur politisch oder ideologisch motivierten zwangsweisen Trennung von Kindern und Müttern/Eltern kam. Mit einem gemeinsamen Abend in gemütlicher Atmosphäre und einer Kremserfahrt am Sonntagvormittag klang das Jahrestreffen aus.

Nachruf

Mit tiefer Bestürzung haben wir vom Tod unseres ehemaligen Mitgliedes und Schatzmeisters
Detleff Nordt
erfahren, der bereits am 12.11.2020 in Jena verstorben ist.

Detleff Nordt  (30.03.1944 – 12.11.2020)

Im März 1944 in Bad Polzin geboren, wuchs er nach dem Krieg in Thüringen zunächst bei seinen Großeltern auf. Die Mutter, berufstätig in anderen Orten, kam zum Wochenende. Wie so viele der „Lebensborn“kinder erfuhr er erst spät von seiner Geburt im „Lebensborn“heim in Bad Polzin. Er musste selbst ganze 10 Jahre suchen und nachforschen, bis er im Alter von 60 Jahren die Gewissheit darüber hatte. Seine Mutter war nicht bereit, über die Geburt oder zum Vater Auskünfte zu geben. Dennoch kümmerte auch er sich um seine Mutter, nahm sie im eigenen Haus auf und pflegte diese.

Erst nach 2005 konnte er die Identität des Vaters herausfinden, der allerdings bereits 1970 verstorben war. Doch er ließ er es sich nicht nehmen, einmal an dessen Grab zu stehen, um Abschied von dem unbekannten Vater zu nehmen. Er hatte diesen verloren, ohne ihn kennengelernt zu haben, aber zugleich einen Halbbruder gefunden.
Mit Detleff Nordt verlieren wir nicht nur einen äußerst engagierten, sondern auch stets korrekten und freundlichen Menschen, der in der Lage war, andere mitzureißen und mit seiner sachlichen und absolut korrekten Arbeitsweise im Verein Impulse zu geben. Mit Akribie und Sorgfalt kümmerte er sich von 2010 bis 2016 um die Finanzen  unseres Vereins. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen.

Buchempfehlungen

Julia Drosten.
Denn die Hoffnung endet nie.
Historischer Roman. Paperback. 395 Seiten
Independently published, ISBN: 9798502772624
Mai 2021

Es ist das Jahr 2020. Im kleinen Badeort Heringsdorf freut sich die vierundneunzigjährige Hermine Voßberg mit Sohn Artur und Schwiegertochter Karin auf ihre Lieblings-sendung „Bares für Rares“. Während der Sendung findet der Experte dann in einem Geheimfach eines antiken Sekretärs einen silbernen Becher. Eine in den Becher eingearbeitete Gravur bringt Hermine aus dem Gleichgewicht und sie bricht in Tränen aus. Die Inschrift lautet: „Für Wolfgang. 7. Oktober 1944. Vom Patenonkel Heinrich Himmler“. Dieser Becher und auch die Besitzerin,die diesen Sekretär als antiken Gegenstand zum Verkauf anbieten sind
es, die die Mauern des jahrzehntelangen Schweigens zum Bröckeln bringen und sie gibt dem Drängen des Sohnes nach und beginnt ihm ihre und zugleich seine Geschichte zu erzählen. In kurzweiligen und dennoch spannend gehaltenen Kapiteln zwischen Vergangenheit und Gegenwartsbezug
wird die Vergangenheit zweier Frauen aufgezeigt, die das Schicksal zu eigentlich zu Feindinnen bestimmt hat. Doch in den Wirren des Zweiten Weltkrieges werden sie zu Verbündeten im Kampf ihre Kinder, die ihnen ein unmenschliches System wegnehmen will. Anfangs ist es nur ein Pakt, in dessen Verlauf sich die beiden Frauen näherkommen und die ideologischen Mauern, die beide anfangs umgeben, fallen.

Ingrid von Oelhafen, Tim Tate
Hitlers vergessene Kinder
Auf der Suche nach meiner Lebensborn-Vergangenheit
Deutsche Erstausgabe
Übers.: Blank-Sangmeister, Ursula
geb. mit Schutzumschlag. Format 15 x 21,5 cm
Reclam-Verlag 2020
239 S. 18 Abb.
ISBN: 978-3-15-011255-7

Im »Dritten Reich« wurden durch die SS-Organisation »Lebensborn« zahlreiche Kinder aus den besetzten Ländern Europas verschleppt – um von regimetreuen Familien in Deutschland adoptiert und aufgezogen zu werden. Der Nachwuchs sollte etwaige Kriegsverluste der deutschen Bevölkerung ausgleichen. Ingrid von Oelhafen erfährt erst sehr spät, dass auch sie eines dieser Lebensborn-Kinder war. Nach dem Tod ihrer Pflegemutter macht sie sich auf die Suche nach ihrer wahren Identität. Über lange Jahre scheitert sie, nicht zuletzt aufgrund der wenig entgegenkommenden Behörden. Endlich findet sie heraus, dass sie einer jugoslawischen Familie entrissen wurde – doch das wirft neue Fragen auf. Eine spannende Spurensuche und zugleich ein Lehrstück über den Umgang mit einem wenig aufgearbeiteten Teil der NS-Geschichte.

9783861539773

Gisela Heidenreich (Hg.)
Born of War – Vom Krieg geboren. Europas verleugnete Kinder
Ch. Links-Verlag November 2017
Hardcover, 13,5 x 21,0 cm
368 Seiten und 35 Abbildungen
ISBN: 978-3-86153-977-3
Als sich die Wehrmacht gegen Ende des Zweiten Weltkriegs aus den von ihr besetzten Ländern zurückzog, hinterließ sie nicht nur Tod und Zerstörung, sondern auch Hunderttausende von Kindern, die deutsche Soldaten mit einheimischen Frauen gezeugt hatten. Die Frauen wurden von ihrer Umgebung meist geächtet und nicht selten härter bestraft als Kollaborateure. Doch was ist aus den Kindern geworden? In diesem Buch erzählen  Menschen  aus ganz  Europa von ihrem Leben als  »Kinder des Feindes«.  Sie berichte von der  schwierigen  Beziehung zu ihren Müttern,  die ihnen oft ihre wahre Herkunft verschwiegen.  Und von der mühsamen  Suche nach den Vätern,  die  von  der Existenz  ihrer Kinder  bisweilen nichts wussten –  oder auch später  nichts wissen wollten.  Darüber hinaus  schildern Deutsche,   die in  »Lebensborn« – Heimen  zur Welt kamen,   ähnliche Erfahrungen.   Es sind  zutiefst  bewegende Geschichten  über  Zurückweisung und  Misshandlung, Unsicherheit  und  Scham sowie  die schmerzhafte  Suche  nach  der eigenen Identität.  Aber bisweilen auch über das Glück,  spät noch eine zweite Familie zu finden.  Ergänzt wird das Buchdurch Einführungen in die historischen Zusammenhänge.

Nordrach-BuchDorothee Neumaier
Das Lebensbornheim „Schwarzwald“ in  Nordrach
Tectum-Verlag 2017
Hardcover

743 Seiten
ISBN-Nummer 978-3-8288-3960-1
Preis: 49,95 €

Unser Vereinsmitglied, Dr. Dorothee Neumaier hat Ihre Dissertation zum Lebensbornheim  „Schwarzwald“  über den Tectum-Verlag veröffentlicht.  In diesem Buch wird nicht nur ein umfassender Einblick in das Heim gewährt, sondern auch immer wieder der Kontext zum Gesamtbild des Lebensborn hergestellt. Neben dem Alltag werden auch die ganz verschiedenen  Lebenswege der Schwestern und Ärzte aufgezeigt.  Schließlich wurde auch der Umgang des Ortes Nordrach mit seiner  Geschichte nach 1945 nicht ausgespart. Es ist alles in allem eine lesenswerte Lektüre mit vielen neuen Erkenntnissen zu dem „Lebensborn“heim und den handelnden Personen. Trotz der Schwierigkeit des Themas ist es sehr verständlich geschrieben und enthält im Anhang sehr viele detaillierte Information zu Geburten, Müttern und deren Versorgung. Ein sehr empfehlenswertes Buch.
Die Autorin hat ein Exemplar dem Verein zur Verfügung gestellt.

Buchcover_Ludwig

Astrid Eggers und Elke Sauer (Hg.)
VERSCHWIEGENE OPFER DER SS. Lebensborn-Kinder erzählen ihr Leben
Engelsdorfer Verlag Leipzig 2015
Paperback, 14,7 x 20,7
227 Seiten
ISBN: 978-3-95744-570-4
12,00 €

Im Auftrag des Vereins „Lebensspuren e. V. erschien im Frühjahr 2015 dieses Buch. Herausgegeben wurde es von zwei Mitgliedern, die auch selbst ihre eigene Geschichte hierin erzählen Das Besondere an diesem Buch ist vor allem die Unverfälschtheit der Wiedergaben jeder einzelnen Lebensgeschichte – sie wurden alle von den Lebensbornkindern geschrieben und dann nur auf Schreib- oder ähnliche Fehler redigiert. Der unterschiedliche Sprachstil der 16 Lebensbornkinder, die hier berichten, sollte bewusst erhalten bleiben. Dieser entspricht der Vielfalt der einzelnen Schicksale, die andererseits über verschiedene deckungsgleiche Teile ihrer Lebensgeschichte verfügen.
Das Buch enthält einem  Beitrag von Dr. Georg Lilienthal.   In  „Der „Lebensborn e. V.“  und seine Folgen ist eine nüchterne Sachdarstellung zum Lebensborn,  seiner Funktion und seiner Wirkung.  Außerdem ist ein  einleitender  Artikel von Matthias Meißner über den Verein  „Lebenspuren e.V.“  den 16 Darstellungen der Schicksale vorangestellt.  Das Buch kann auch über die Geschäftsstelle, Veckenstedter Weg 43, in 38855 Wernigerode,oder den 1. Vorsitzenden bezogen werden.

 

Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen